Aufsätze

Insolvenzstatistik 2013 für Österreich

Mag. Otto Zotter

Ein Großbeben namens ALPINE belastet eine sonst erfreuliche Statistik der Unternehmensinsolvenzen schwer. Die befürchtete Kettenreaktion in der Baubranche blieb aus. Die Schuldenregulierungsverfahren gingen trotz (oder eigentlich wegen) der hohen Arbeitslosenzahlen auf ein Niveau von vor 3 Jahren zurück.

6,8 % weniger eröffnete Verfahren und (erfreuliche) 13,5 % weniger mangels Kostendeckung nicht eröffnete Verfahren ergeben zusammen ein Minus von 9,6 % bei den Unternehmensinsolvenzen. 5.459 Gesamtinsolvenzen sind es in absoluten Zahlen geworden, das sind gleich 582 weniger als im Vorjahr. Damit erreichen die Firmenpleiten den niedrigsten Stand seit dem Jahr 2002. Soweit die gute Nachricht. Den Grund zur Freude verdirbt vor allem die ALPINE-Pleite1 vom Juni 2013, die sich von den Schulden her als die größte Insolvenz in der zweiten Republik darstellt. In ca 15.000 Forderungsanmeldungen haben Gläubiger rd 4,5 Mrd € geltend gemacht, davon werden zumindest 3,5 Mrd € als relevant betrachtet und sind unter den Gesamtverbindlichkeiten in der Statistik enthalten. 4.900 betroffene Beschäftigte, 200 Tochterfirmen, 500 Arbeitsgemeinschaften und 4.300 Baustellen sind weitere Fakten dieses riesigen Insolvenzfalles. Ein halbes Jahr danach gelten 16 Insolvenzen mit zusammen 21 Mio € Verbindlichkeiten und 410 Beschäftigten als Folgeverfahren. Einige dieser Firmen waren jedoch schon vor der ALPINE-Insolvenz Wackelkandidaten. Ein Massensterben in der Bauwirtschaft als Kettenreaktion blieb damit aus. Die Spuren der ALPINE in der Insolvenzstatistik sind aber unübersehbar:2 Es werden mit 6,3 Mrd € (+ 96,9 % gegenüber 2012) die höchsten Insolvenzverbindlichkeiten seit dem Jahr 1995 (unter Berücksichtigung der Geldentwertung) erreicht3 und die Zahl der betroffenen Arbeitsplätze erreicht mit 31.800 (+ 36,5 %) überhaupt einen Höchststand, seit es Aufzeichnungen darüber gibt. Zu diesem neuen Negativrekord an betroffenen Beschäftigten hat allerdings auch die Insolvenz der Drogeriemarktkette "dayli" vom Juli 2013 mit 3.468 verlorenen Arbeitsplätzen beigetragen.

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Artikel-Nr.
ZIK 2014/11

28.02.2014
Heft 1/2014
Autor/in
Otto Zotter

Mag. Otto Zotter ist Leiter des Bereichs „Mitglieder/Niederlassungen“ im Kreditschutzverband von 1870 (KSV1870). Langjährige Praxis als Gläubigervertreter und in der Abwicklung von Insolvenzen. Daneben Tätigkeit als Vortragender zu Gläubigerschutzthemen, Insolvenzursachenanalysen und Insolvenzfrüherkennung. Mitwirkung am Aufbau der Gläubigerschutzorganisationen „Intercredit“ in Budapest, Prag, Warschau und Laibach.

Publikationen (ua):
Unternehmensinsolvenzen 1995 bis 2014 in Österreich, in Konecny, Insolvenzrecht und Kreditschutz 2015 (2015).