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IVS 2024 – Überarbeitung des internationalen Bewertungsstandards

Bearbeiter: Sibel Keskin / Bearbeiter: Markus Patloch-Kofler

Abstract

Das International Valuation Standards Council (IVSC) ist ein unabhängiger globaler Standardsetzer für Unternehmensbewertung. Ziel des IVSC ist, die Qualität der Bewertungspraktiken international zu verbessern. Dies soll durch die Schaffung von einheitlichen internationalen Bewertungsstandards (International Valuation Standards, IVS) die Konsistenz, Transparenz und Vergleichbarkeit in Bewertungen gewährleisten sowie die Förderung der Anwendung von IVS und die Unterstützung der Bewertungsprofessionalität durch Bewertungsorganisationen (VPOs) weltweit gewährleistet. Am 31. Januar 2024 wurden nach einer zweijährigen Überarbeitungsphase die aktualisierten Standards (IVS 2024) veröffentlicht. Diese treten am 31. Januar 2025 in Kraft, können aber bereits vorab angewendet werden.

Neuerungen

Die IVS des IVSC wurden zuletzt im Jänner 2022 neu veröffentlicht – damals allerdings im deutlich kleineren Ausmaß. Nun, mit der Neuveröffentlichung im Jänner 2024, wurde der Standard weitgehend überarbeitet. Die wesentlichen Änderungen betreffen dabei das Framework als Ganzes, Daten- und Inputauswahl, Vorgaben zur Auswahl von Bewertungsmethoden, die Dokumentation des Prozesses und die Implementierung von ESG-Faktoren. Dabei soll folgend vor allem ein kurzer Überblick über die Vorgaben zur Auswahl der Bewertungsmethoden, die dafür benötigten Input Standards und die erstmals berücksichtigten ESG-Faktoren geben werden.

Daten und Input

Die IVS 2024 enthalten ein neues Kapitel, dass sich dem sachgerechten Umgang mit Daten und Datenqualität widmet. Obwohl Daten auf sachlichen Informationen basieren sollten, beinhalten sie oft Schlussfolgerungen des Bewerters, um in Folge einen nutzbaren Input für die Bewertung zu schaffen. Nach Ansicht der IVS sind bei der Auswahl von Daten solche zu bevorzugen, die direkt beobachtbar sind, während Annahmen und Datenanpassungen durch den Bewerter mit angemessener (gutachterlichen) Sorgfalt vorgenommen werden müssen.

Bei der Auswahl relevanter Daten sind Aspekte wie Verlässlichkeit, Vollständigkeit, Aktualität und Transparenz von zentraler Bedeutung. Der Prozess der Auswahl von Daten und der Ableitung bewertungsrelevanter Inputparameter ist im Gutachten nach IVS stets zu beschreiben und die Begründung der Auswahl zu dokumentieren.

Bewertungsmethoden

Bei der Wahl der Bewertungsmethode sollen dieselben Aspekte wie auch bereits bei der Daten- und Inputwahl berücksichtigt werden. Zeigen sich bei der ausgewählten Bewertungsmethode wesentliche Einschränkungen oder müssen signifikante Anpassungen der Methode vorgenommen werden, sind diese ebenfalls ausreichend zu begründen.

ESG-Faktoren

Nachhaltigkeit ist ein treibendes Thema in allen gesellschaftlichen Aspekten, bislang in der Unternehmensbewertung aber kaum beachtet. Denn die Implementierung von ESG-Faktoren in der Bewertung erweist sich in der Umsetzung aufgrund der oft mangelnden Messbarkeit und Regulierung schwierig. Das neue IVS-Framework berücksichtigt nun erstmals die Implementierung von ESG-Faktoren und somit Themengebiete wie Umwelt, Soziales und verantwortungsvolle Unternehmensführung. Es wird ausdrücklich betont, dass qualitative und quantitative Auswirkungen bedeutender messbarer ESG-Faktoren bei der Bestimmung des Werts eines Unternehmens, Vermögenswerts oder einer Verbindlichkeit berücksichtigt werden sollten. In diesem Zusammenhang sind auch Unterschiede in ESG-Aspekten zwischen Vergleichs- und Bewertungsobjekten erläutert werden. Welche Faktoren dabei berücksichtig werden können, zeigt eine nicht taxative Auflistung in den IVS. Im Bereich Umwelt können unter anderem Ressourcenknappheit und- Effizienz, Abfallwirtschaft oder bestehende und zukünftige Klimarisiken berücksichtigen werden. Soziale Faktoren umfassen Arbeitsbedingungen, Kundenzufriedenheit und Datenschutz. Im Bereich der verantwortungsbewussten Unternehmensführung gehören die Struktur des Audit Committees, die Vielfalt und Struktur des Vorstands, ESG-Berichtsstandards und politische Lobbyarbeit neben anderen zu den relevanten Aspekten.

Conclusio

Die überarbeitenden Standards setzen klare Maßstäbe für die Auswahl von Daten, erfordern eine transparente Begründung bei der Anwendung von Bewertungsmethoden und integrieren wichtige Aspekte der Nachhaltigkeit in den Bewertungsprozess. Diese Entwicklungen tragen dazu bei, die Konsistenz, Transparenz und Vergleichbarkeit von Bewertungen weltweit zu stärken und den steigenden Anforderungen an eine professionelle Bewertungspraxis gerecht zu werden.

Artikel-Nr.
Rechtsnews Nr. 35105 vom 22.02.2024