Christoph Paulus gehört zu den wenigen Insolvenzrechtlern, die sich nicht scheuen, weite Bögen zu spannen (s etwa Paulus, Ein Kaleidoskop aus der Geschichte des Konkursrechts, in Konecny, Insolvenz-Forum 2008 [2009] 105). Mit dem anzuzeigenden Buch legt er ein "gut lesbares, essayistisches Werk" (Verlagswerbung) vor, das am Beispiel "großer (deutscher) Pleiten" aus den letzten 90 Jahren zeigt, wie Insolvenzrecht und Insolvenzwirklichkeit im Verlauf der Zeit das "ewige Machtspiel zwischen Gläubiger und Schuldner" (50) zu bewältigen versuchen. Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass der "Pleitier (...) über die Jahrtausende nahezu durchgängig auf eine Stufe mit Dieben, Räubern und sonstigem Gesindel gestellt" wurde, was als "negativ konnotierte Dauerberieselung" zum "Makel des Konkurses" geführt hat (28). Diese "Stigmatisierung von Konkurs und Insolvenz" sei - dies stellt Paulus an den Anfang seines Buches - ein "volkswirtschaftlich durchaus kostenintensive(r) und schwer rechtfertigbare(r) Luxus" (9). Dies vor allem, weil ein solches "Umfeld" das Anliegen vereitele, Schuldner und Gläubiger zur möglichst frühen Einleitung eines Insolvenzverfahrens zu veranlassen (59 f). Außerdem sei in einer vom Dienstleistungssektor dominierten Wirtschaft, in der die Unternehmen Vermögenswerte wie Know-how, Goodwill oder "Charisma" haben (114), eine angemessene Gläubigerbefriedigung ohnehin nur im Rahmen von Sanierungsverfahren möglich (112 ff). Diese zentrale Botschaft des Buches entwickelt Paulus am Beispiel "großer Pleiten" (zB "Herstatt", "Philipp Holzmann" und "Wirecard") und ergänzt sie um (meist kurze, aber immer lesenswerte) Einschübe zu durchaus heterogenen (Rand-)Themen, wie zur Sinnhaftigkeit der Bestellung eines CRO in Eigenverwaltungsverfahren (105 f), zu "Netting-Vereinbarungen" (82 ff), zur "weaponization of financial instruments" (54 f), zu den Folgen staatlicher Finanzhilfen (210 ff), zu den Kosten des Insolvenzverwalters (143 f) oder zum Konkursrecht in der NS-Zeit (33 ff).
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