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*Ergebnis einer Umfrage unter 225 Steuerberater:innen und Rechtsanwält:innen (Mai 2024) durchgeführt von IPSOS im Auftrag von LexisNexis Österreich.
Abstract
Nachhaltigkeit und Widerstandsfähigkeit sind insbesondere in Krisenzeiten die Faktoren für einen wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen genauso wie die Zufriedenheit der Mitarbeiter und das Vertrauen der Kunden und Investoren. Viele Unternehmen beschränken ihre Berichterstattung auf die qualitative Beschreibung von Risiken und Auswirkungen der Krise, obwohl sich diese grundsätzlich in der finanziellen Berichterstattung widerspiegeln.
Auf welche Wechselwirkungen sollten die Unternehmen achten?
Zur Eindämmung der Ausbreitung von COVID-19 wurden verschiedene Maßnahmen bis hin zum Lockdown getroffen, die unterschiedliche Auswirkungen auf die verschiedenen Branchen und Unternehmen hervorrufen. Damit Investoren, Kunden, Arbeitnehmer, Lieferanten und weitere Stakeholder in die Nachhaltigkeit und Widerstandsfähigkeit des Unternehmens vertrauen können, ist eine transparente sowohl finanzielle als auch nichtfinanzielle Berichterstattung von besonderer Bedeutung. Viele Unternehmen beschränken sich in ihrer nichtfinanziellen Berichterstattung auf die qualitative Beschreibung ihrer verschiedenen Aktivitäten. Investitionsentscheidungen basieren in der Regel jedoch auf qualitativen Informationen. Erst die Quantifizierung der Effekte lässt eine Berücksichtigung in den Planungsrechnungen zu und ermöglicht den Stakeholdern, entsprechende Informationen und Risiken in ihren Investitionsentscheidungen zu berücksichtigen.
Die Wechselwirkungen zwischen der finanziellen und nichtfinanziellen Berichterstattung im Zusammenhang mit COVID-19 hängen von der Unternehmensgröße und Branchenzugehörigkeit des Unternehmens ab. Weiters sehen die einschlägigen Rechnungslegungsvorschriften (§§ 243b, 276a UBG, AFRAC-Stellungnahme 9 sowie AFRAC-Fachinformation COVID-19) eine offene und transparente Darstellung der Auswirkungen von COVID-19 auf die Umwelt-, Sozial- und Arbeitnehmerbelange, die Achtung der Menschenrechte sowie die Bekämpfung von Korruption und Bestechung vor. Zudem gilt es mögliche Chancen und Risiken, deren Handhabung, implementierte Konzepte und Ergebnisse, Due Diligence Maßnahmen und nichtfinanzielle Leistungskennzahlen darzustellen. Ferner ist auf eine konsistente Darstellung zwischen den Informationen des nichtfinanziellen Berichts und dem Jahresabschluss zu achten.
COVID-19 hat unterschiedliche Auswirkungen auf die Geschäftsmodelle der Unternehmen, beispielsweise der Ausbau des Internethandels und Lieferservices oder die Produktion von Mundschutzmasken, Schutzkleidung und Medikamenten. Sowohl in der finanziellen als auch in der nichtfinanziellen Berichterstattung sind Angaben zum Geschäftsmodell erforderlich. In diesem Zusammenhang erfordert eine transparente Darstellung entsprechende Angaben und darüber hinaus Informationen zu den Auswirkungen auf die Planungsrechnungen sowie zu den Effekten auf Umsatzerlöse, Aufwendungen und Erträge, Investitionen, Vermögenswerte und Schulden sowie Cash Flows.
Durch die Schließung von Produktionsstandorten (geringerer Ressourcenverbrauch) und Einschränkungen im Flug- und Lieferverkehr (geringere Treibhausgasemissionen) wirkt sich COVID-19 grundsätzlich positiv auf die Umweltbelange aus. Um langfristig einen positiven Effekt erzielen zu können, ist es ratsam, trotz COVID-19 in nachhaltige Geschäftsmodelle und Technologien zu investieren. Aufgrund des geringeren Ressourcenverbrauchs und sinkender Preise ist zu erwarten, dass die operativen Aufwendungen und Auszahlungen für Betriebsmittel sinken und sich die Cash Flows erhöhen werden. Gleichzeitig führt dies bei Unternehmen der Energiebranche zu sinkenden Umsätzen. Beide Effekte betreffen nicht nur die aktuelle monatliche Berichterstattung, sondern haben ebenfalls Einfluss auf die Planungsrechnungen und gegebenenfalls Impairmenttests der Unternehmen.
Viele Unternehmen engagieren sich in Form von monetären und nicht-monetären Aktivitäten. Diese Aktivitäten erhöhen zwar betriebliche Aufwendungen und Auszahlungen, das damit verbundene positive Image kann jedoch ebenfalls als Umsatztreiber fungieren und zu steigenden Umsätzen führen. Indes besteht das Risiko, soziales Engagement aufgrund von Umsatzeinbußen und Zahlungsengpässen zurückzufahren oder aus der Krise Kapital schlagen zu wollen, was zu irreparablen Imageschäden führen kann. Die damit verbundenen negativen Effekte spiegeln sich in gesunkenen Umsätzen, geringeren Ergebnissen und einer sinkenden Marktkapitalisierung wider.
Für viele Arbeitnehmer steigt durch die Einführung von Homeoffice die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Gleichzeitig birgt die Umstellung neue Herausforderungen. Zudem hat COVID-19 aufgrund von Kurzarbeit, Entlassungen und Insolvenzen negative Auswirkungen auf die Fluktuationsrate. Diese Auswirkungen korrelieren eng mit den Personalaufwendungen und beeinflussen den Gewinn und Verlust der Unternehmen. Darüber hinaus sind für die Einrichtung von Homeoffice-Arbeitsplätzen verschiedene Investitionen notwendig, die sich in den Zugängen zu den Vermögenswerten widerspiegeln müssen.
Das Schließen von Produktionsstandorten kann zu einer Neuaufstellung der Supply Chain führen, im Rahmen derer kritische Materialien und Lieferanten identifiziert und Krisenstrategien entwickelt werden. Andererseits besteht die Gefahr, krisenbedingt auf Lieferanten und Standorte mit einem erhöhten Risiko Menschenrechte zu verletzen und auf Kinder-, Zwangs- und Pflichtarbeit zurückzugreifen. Lieferengpässe und Umsatzeinbußen können die Anzahl der Korruptions- und Bestechungsfälle erhöhen. Ein weiteres Risiko besteht in der mangelnden Beaufsichtigung von Due Diligence Maßnahmen aufgrund des eingeschränkten Reiseverkehrs. In der finanziellen Berichterstattung beeinflussen diese Effekte im Wesentlichen das Vorratsvermögen, Rückstellungen und Verbindlichkeiten, Cash Flows sowie Herstellkosten und operative Aufwendungen.
Conclusio
Die Auswirkungen von COVID-19 betreffen sämtliche Belange und sämtliche Positionen der Bilanz, der Gesamtergebnisrechnung, der Kapitalflussrechnung und des Anhangs sowie der zugrunde liegenden Planungsrechnungen. Unternehmen haben Risiken in ihrer finanziellen Berichterstattung abzubilden und über getroffene Annahmen und Einschätzungen zu berichten. In Krisenzeiten ist eine transparente Darstellung für Investitionsentscheidungen von entscheidender Bedeutung. Daher erwarten Investoren und weitere Stakeholder eine transparente Darstellung der Auswirkungen von COVID-19 und der Wechselwirkungen zwischen der finanziellen und nichtfinanziellen Berichterstattung.
Autoren: Andrea Sternisko / Christina Herzich (PWC)