Das allgemeine Verwaltungsrecht als Ordnungsidee.

EBERHARD SCHMIDT-ASSMANN

Noch stärker als die erste Auflage ist das vorliegende Werk auf den Wandel des Verwaltungsrechts und des Verwaltungshandelns durch die Europäische Integration und die neuartigen Organisationsformen, Aufgaben, Handlungsabläufe und Kooperationen der Verwaltung ausgerichtet. Dass das Buch in 407 Seiten eine ebenso tiefgründige wie klare und übersichtliche Systematik bieten kann, verdankt es einer straffen Gliederung, der Ausrichtung an einfachen Grundprinzipien und einer besonderen Gabe des Autors zur rationalen Durchdringung und sprachlichen Formulierung hochkomplexer Zusammenhänge des Rechts und der Wirklichkeit der Verwaltung. Möglich war diese kompakte Systematisierungsleistung nur auf Grund umfangreicher Vorstudien des Autors (viele gemeinsam mit W. HOFFMANN-RIEM) zum Wandel der Verwaltung und des Verwaltungsrechts und einer intimen Kenntnis der gesamten neueren Verwaltungs-(rechts-)wissenschaft. Besonders wichtig sind die Analysen der Einflüsse des Europäischen Verwaltungsrechts und des Verwaltungswandels auf die traditionellen Probleme und Begriffe des Allgemeinen Verwaltungsrechts. Neuartige Handlungs- und Organisationsformen verlangen spezielle Steuerungs- und Kontrollformen der Verwaltung; der europäische Verwaltungsverbund stellt an die Verwaltungsorgane Herkulesaufgaben der Rechtsfindung, der Wahrung rechtsstaatlicher und demokratischer Prinzipien und der Verarbeitung einer kaum einholbaren Flut an Ansprüchen und Informationen zur Entscheidungsgewinnung. Verfahren und Kommunikation überwuchern immer mehr die inhaltlichen Determinanten des Verwaltungsrechts. Die Verwaltung arbeitet zunehmend mit Situationen und Regelungen, die „nicht subsumptionsfähig“ sind: Sie setzen komplexe (rechtliche) Bewertungen voraus, die mit dem Urteil „hinreichend“, nicht aber mit „rechtmäßig“ oder „rechtswidrig“ enden. Es entstehen neuartige Organisationen, Kontrolltechniken und Regulierungsformen der Verwaltung, die weit über die klassischen Typen hinausgewachsen sind und daher große Teile eines neuen Allgemeinen Verwaltungsrechts notwendig machen. Der Autor hat einen wohlgelungenen Entwurf eines neuen Systems vorgelegt, das in allen Teilen auf die Verwaltungs-Realität bezogen bleibt und Abstraktionshöhen „reiner“ Begrifflichkeiten weitgehend vermeidet. Ein Gewinn für die Wissenschaft des Verwaltungsrechts und für jeden interessierten Leser!