Der Kapitalmarkt hatte es in Ö noch nie leicht. In einem Land, in dem die Klassiker "Sparbuch" und "Bausparvertrag" auch im Jahr 2023 an der Spitze der Veranlagungspyramide standen,1 darf man sich keine überbordende Begeisterung für klassische Wertpapiere des Kapitalmarkts (Aktien, Anleihen, Fonds) erwarten. Noch immer beherrschen Zerrbilder die öffentliche Wahrnehmung, wie jenes von der "Börse als Zockerparadies". Ein einfaches Gegenmittel müsste schon früh ansetzen, nämlich in den Schulklassen. Bessere Finanzbildung würde helfen, die Scheu vor dem Kapitalmarkt zu mildern. Immerhin: Auch wenn es in Österreichs Schulklassen noch nicht so weit sein sollte, gibt es im Internet ein stetig wachsendes und vor allem kostenfreies Angebot zur Stärkung der "Financial Literacy" von Jung und Alt, etwas, das sich übrigens auch das Regierungsprogramm der scheidenden Bundesregierung auf die Fahnen geheftet hat.2 Und wenn wir schon dabei sind: Nur einige Zeilen weiter steht dort auch, dass die Regierung "eine Behaltefrist für die KESt-Befreiung für Kursgewinne bei Wertpapieren und Fondsprodukten" erarbeiten möchte. Eine Behaltefrist für langfristige Investments ist eine grundvernünftige Maßnahme und ein wichtiger Schritt zur Aufwertung des Kapitalmarkts. Leider ließ sich die Maßnahme nicht umsetzen. Die politische Kritik kam direkt aus der Mottenkiste: Man wolle "keine steuerlichen Anreize für Kapitalspekulation", "keine Bevorzugung von Reichen" und so weiter. Wir kennen das alles. Geht es um den Kapitalmarkt, behält Polemik noch die Oberhand. Im Juli 2024 erfuhr man aus den Medien, dass der Finanzminister das Projekt hochoffiziell begraben hat. So bleibt nur der Wunsch an die nächste Koalition, dass sie den Kapitalmarkt mit sinnvollen Maßnahmen fördern und nicht weiter schwächen möge.
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