Editorial

Von der Entdeckung Amerikas, dem Pfandl und verkehrsüblichen Nachrangklauseln

Bearbeiter: Olaf Riss / Martin Winner / Rainer Wolfbauer

Wenn der Wiener etwas ins Pfandl trägt, dann sucht er den Pfandleiher auf. Pfandleihanstalten in der heutigen Form lassen sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen und spielten stets eine wichtige Rolle für das Funktionieren des Finanzmarktes:1 Pfandkredite verschaffen nämlich schnelle Abhilfe bei Liquiditätsengpässen, ohne dass es erforderlich ist, Vermögenswerte rasch und daher unter ihrem Wert zu veräußern. Heute stehen Pfandleihanstalten allerdings im Ruf, Anlaufstelle vor allem für wenig solide Kreditnehmer zu sein, die bei Geschäftsbanken als Kunden nicht willkommen sind. Das war nicht immer so. Das Steuerregister von Florenz aus dem 15. Jahrhundert - der unter Wirtschaftshistorikern wohl bekannte (und trotz DSGVO bedenkenlos verwertbare) catasto fiorentino - zeigt, dass bis zu einem Drittel aller Haushalte in Florenz Kredit von Pfandleihern in Anspruch nahm und solche Kreditnehmer im Durchschnitt wohlhabender waren als Haushalte, die keine Pfandkredite aufnahmen. Auch im Rest Europas florierten solche Finanzdienstleistungen. Dominiert haben diesen Geschäftszweig vor allem italienische Kaufleute aus der Lombardei; auf sie geht der Begriff des Lombardkredits zurück. Der englische König Eduard III. versetzte Juwelen bei Simon van Halen (auch bekannt als Simon de Mirabello), einem Pfandleiher in Brügge mit lombardischer Abstammung. Königin Isabella von Spanien verpfändete ebenfalls ihren Schmuck; sie brauchte Geld, um die Expedition von Christoph Columbus in die Neue Welt zu finanzieren.

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Artikel-Nr.
ZFR 2022/156

29.07.2022
Heft 7/2022